Projektbericht: Product Carbon Footprinting – Ein geeigneter Weg zu klimaverträglichen Produkten und deren Konsum?

Ausgangslage

Privater Konsum verursacht in Deutschland ca. 40 Prozent der jährlichen Pro-Kopf-Emissionen an Treibhausgasen (Quelle: „Die CO2-Bilanz des Bürgers“, Umweltbundesamt 2007). Wie klimaverträglich aber sind die genutzten Produkte und Dienstleistungen des Alltags? Um diese Frage beantworten zu können, diskutieren Forscher und Unternehmen seit einigen Jahren über ein so genanntes Product Carbon Footprinting. Der Product Carbon Footprint (PCF), der „CO2-Fußabdruck“, ist ein Maß für alle Treibhausgas-Emissionen, die im Lebenszyklus eines bestimmten Produkts anfallen. Damit ist der PCF ein geeignetes Instrument, um die Klimawirksamkeit von Waren und Dienstleistungen zu bestimmen, zu bewerten und zu kommunizieren.

Trotz jahrelanger Erfahrung mit der Ökobilanzierung wirft die Diskussion um den PCF neue Fragen auf. Daher verläuft die Entwicklung dynamisch und wichtige Fragen sind noch nicht abschließend geklärt. Beispielsweise existiert bislang keine zugleich wissenschaftlich fundierte, konsistente und international harmonisierte Auslegungskonvention zur Erfassung eines CO2-Fußabdrucks.

Themenstellung

Dieser Bericht fasst grundlegende Erkenntnisse aus dem PCF Pilotprojekt Deutschland zusammen, das Forschungsinstitute und Umweltverbände initiiert und gemeinsam mit zehn großen Unternehmen durchgeführt haben. Im Mittelpunkt des Projekts standen dabei praktische Erfahrungen mit der Erfassung von CO2-Fußabdrücken konkreter Produkte des täglichen Konsums. Primäres Ziel war es nicht, eine eigene Methode für die Ermittlung von PCF zu entwickeln. Der CO2-Fußabdruck wurde dabei in sechs Schritten ermittelt, die stark an die Erstellung von Ökobilanzen angelehnt sind. Mit drei Fragen beschäftigten sich die Akteure im Pilotprojekt vorrangig:

  • Wie praktikabel sind die bisher verfügbaren Methoden zur Ermittlung eines CO2-Fußabdrucks?
  • Welche Erkenntnisse unterstützen die Entwicklung einer einheitlichen, international akzeptierten Methodik?
  • Wie können die Ergebnisse des PCF für Verbraucher einfach, glaubwürdig und handlungsrelevant dargestellt werden, um auf diese Weise einen klimaverträglichen Konsum zu fördern?

Ergebnisse

Die Akteure im Pilotprojekt haben zentrale Erkenntnisse aus den Fallstudien gewonnen – so hat sich beispielsweise die ISO-Norm 14040/44 als ein geeigneter methodischer Rahmen zur Ermittlung von PCF erwiesen. Unter internationalen Gesichtspunkten halten sie die Entwicklung einer einheitlichen Auslegungskonvention innerhalb der kommenden Jahre allerdings für wichtig, um Product Carbon Footprinting in der globalen Klimadiskussion auf solide Grundlagen zu stellen.

Die Arbeiten im Pilotprojekt haben zudem gezeigt: Product Carbon Footprinting kann seine Wirkung auf mehreren Wegen entfalten. Bei Unternehmensleitung, Mitarbeitern und Lieferanten steigert es das Bewusstsein für die Klimarelevanz der eigenen Produkte und Dienstleistungen. PCF ist zudem ein Schlüssel, um Reduktionspotenziale entlang der Wertschöpfungsketten zu erkennen und zu erschließen. Ein transparent dokumentierter CO2-Fußabdruck kann außerdem Grundlage für eine gezielte Kommunikation der Klimaverträglichkeit eines Produktes sein.

Vor allem aber kann ein kommunizierter CO2-Fußabdruck private Verbraucher stärker für einen klimaverträglichen Konsum sensibilisieren – allerdings nur, wenn Faktoren wie Handlungsrelevanz, Glaubwürdigkeit, Verständlichkeit, Vergleichbarkeit und Transparenz bei der Kommunikation gewährleistet sind. Auch dafür hat das Pilotprojekt eine Reihe von Empfehlungen erarbeitet.

Beispielsweise sollten Informationen über den CO2-Fußabdruck nicht nur für den gesamten Lebenszyklus ermittelt, sondern zudem nach einzelnen Phasen wie Produktion, Nutzung und Entsorgung aufgeschlüsselt werden. Die Angabe einer aggregierten Gesamtzahl in Form eines statischen Carbon Labels halten die Akteure im Pilotprojekt für nicht zielführend. Eine solche Zahl suggeriert dem Verbraucher eine Genauigkeit, die bei der Vielfalt der unterschiedlichen Methoden und Interpretationen derzeit nicht erreicht werden kann. Die Kommunikation von Product Carbon Footprints sollte zudem so in einen Zusammenhang gestellt werden, dass sie für den Verbraucher eine klare Handlungsrelevanz bietet.

Stakeholder-Dialog

Die in diesem Bericht dargestellten Ergebnisse sind keine abschließende Auseinandersetzung mit der Ermittlung und Kommunikation von Product Carbon Footprints. Die Projektpartner freuen sich daher über ein intensives Feedback interessierter Stakeholder. Nach Einarbeitung externer Anmerkungen und Anregungen werden die Erfahrungen, Ergebnisse und Empfehlungen aus dem Pilotprojekt in einem weiteren zusammenfassenden Bericht veröffentlicht. Bis zur Etablierung einer einheitlichen Auslegungskonvention für die PCF-Ermittlung sollten interessierte Unternehmen weiterhin auf einer breit getragenen, einheitlichen Basis eigene Erfahrungen mit Product Carbon Footprints sammeln.

Nicht zuletzt wollen die Projektträger auf Basis ihrer eigenen Erkenntnisse die internationalen Debatten um eine Harmonisierung des Product Carbon Footprinting aktiv unterstützen. Denn nur mit Hilfe eines international akzeptierten Standards können PCF einheitlich und vergleichbar ermittelt, bewertet und glaubwürdig kommuniziert werden.

Der Projektbericht kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Weitere Informationen auf www.pcf-projekt.de